Warum hat Lovis Augen am Bug?

    Mit den Augen am Bug wollen wir unsere Solidarität mit all jenen Menschen bekunden, die versuchen, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Jedes Jahr riskieren Tausende bei der Flucht über das Meer ihr Leben. Viele ihrer Boote tragen Augen auf dem Rumpf.

    Bereits in der Antike befuhren Menschen das Mittelmeer. Sie trieben Handel, führten Kriege, tauschten Entdeckungen aus und bereisten die Region. Damit ihre Schiffe den richtigen Weg fanden und vor Meeresungeheuern geschützt waren, bemalten sie den Bug ihrer Schiffe mit Augen. Schiff und Besatzung wurden so auch vor dem „bösen Blick“ bewahrt.

    Bis heute sind viele Fischerboote im Mittelmeer am Bug mit Augen verziert. Noch immer ist das Meer Handels- und Reiseweg, aber auch Schauplatz von Konflikten. Seit den 1990er Jahren ist es außerdem zu einer der weltweit am schwersten zu überwindenden Grenzen geworden. Allerdings nicht für alle Menschen. EU-Bürger_innen können in der gesamten Region problemlos reisen. Aber aus der umgekehrten Richtung gleicht das Meer einer unüberwindbar hohen Mauer. Wollen Menschen ohne europäischen Pass in der Europäischen Union arbeiten, studieren, reisen, ihre Familie besuchen oder Asyl beantragen, können sie nicht einfach per Flugzeug oder Fähre einreisen. Nur mit viel Glück erlangen sie ein reguläres Visum.

    Aber was machen jene Menschen, die auf der Flucht keine Zeit haben, ein Visum zu beantragen, oder die keine Chance haben, eines zu erhalten? Oftmals bleiben ihnen nur gefährliche Reisewege, auf denen sie ihr Leben riskieren. Wer mutig oder verzweifelt genug ist, keine andere Perspektive mehr sieht, besteigt eines der Fischerboote an der nordafrikanischen Küste. Manchmal hat es Augen am Bug. Die Menschen versuchen darin, das Mittelmeer zu überqueren. Einigen gelingt es, aber viele tausend Menschen haben diesen Versuch bereits mit ihrem Leben bezahlt.

    Wir wollen mit „unseren“ Augen am Bug der Lovis auch im Ostseeraum auf die Situation im Mittelmeer aufmerksam machen! Die Abschottung der Grenzen und die Nichtrettung von Schiffbrüchigen geschieht, solange wir nichts dagegen unternehmen, in unser aller Namen.

    In Solidarität mit allen Menschen weltweit, die wie wir ihren Traum von Freiheit und Selbstverwirklichung zu realisieren versuchen.