Turning the Tide 2.0 – Streaming for Climate Justice

     

    Text: Stephanie Lips, Fotos: Katrin Eissing, u.A

    80 junge Menschen aus 14 europäischen Ländern segelten Anfang September auf den Segelschiffen HAWILA und LOVIS zwei Wochen lang unter dem Motto „Turning the Tide – Streaming for Climate Justice!“. Ziel der gemeinsamen Kampagne war es für junge Menschen aus der Klimagerechtigkeitsbewegung einen Raum zu schaffen für Bildungs-, Vernetzungs- und Öffentlichkeitsarbeit. LOVIS und HAWILA waren dafür ideal geeignet ;)

    Ein gemeinsamer Aktionstag mit lokalen Gruppen aus Lübeck bildete den Auftakt. Zusammen mit dem Flüchtlingsforum, der Seebrücke, der Ende Gelände Ortsgruppe und der Fridays For Futures Gruppe machten wir unterschiedliche öffentlichkeitswirksame Aktionen in der Stadt, um die Zusammenhänge von Klimawandel, Klimaflucht, Seenotrettung und Klimagerechtigkeit zu verdeutlichen. Den Höhepunkt des Tages bildete eine Rede von dem Flüchtlingsbeauftragten Schleswig-Holsteins, Kapitän Stefan Schmidt, und unser Fahrradkino auf dem Großsegel der HAWILA mit Kurzfilmen zu unseren Themen. Vielen Dank an die tollen Menschen von Movimiento, die extra dafür aus Berlin angereist kamen!

    Am nächsten Tag verließen wir, nach unserer Sicherheitseinweisung, mit weiteren Schiffen, u.a. einem Solarboot und einem weiteren Tradi, den Lübecker Museumshafen und machten eine Tagesfahrt nach Neustadt. Mit an Bord waren für diesen Tag viele Menschen aus den Lübecker Initiativen, u.a. Menschen aus dem Solizentrum und viele weitere tolle Menschen mit denen wir bei schönem Wetter einen herrlichen Vernetzungs-Segeltag bis Neustadt hatten.

    Von Neustadt ging es am nächsten Tag zu unserem Ankerplatz östlich von Puttgarden. An diesem Tag lernten wir was es heißt „Wache“ zu haben und bekamen eine Einführung in das Steuern der Schiffe und die Navigation anhand von Seekarten.

    Nach einer ruhigen Ankernacht ging es am nächsten Tag Richtung Århus. In Århus wurden wir am Ende der ersten Woche als Ziel – und Wechselhafen erwartet.

    Vorher wollten wir erstmal nach Samsø. Diese Insel in Dänemark ist seit mehreren Jahren komplett energieautark mit erneuerbarer Energieträgern. Wir wollten wissen wie sie dies erreicht haben und vereinbarten einen Termin mit der Energieakademie von Samsø. Um die Insel zu erreichen, galt es einen Teil der Segelstrecke, teils mit sehr offener See zu meistern. Dies stellte viele Menschen auf den Schiffen vor große Herausforderungen. Auf LOVIS und HAWILA war das Stichwort des Tages „KotzKettenReaktion“ . Diese war aber mit dem Erreichen der Landabdeckung von Langeland schnell wieder vorbei. In den frühen Morgenstunden des darauffolgenden Tages erreichten wir Samsø und hatten zusätzlich zu dem Besuch der Energieakademie die Möglichkeit Räumlichkeiten im Hafen für unsere eigenen, selbstvorbereiteten Workshops zu nutzen.

    Zusätzlich zu den nautischen Inhalten hatten viele der Teilnehmer*innen eigene Workshops zu unterschiedlichen Themen vorbereitet. Diese konnten wir während des Segelns, aber auch in den Häfen z.T. mit allen Teilnehmer*innen durchführen. Hier nur eine kleine Auswahl: Es gab beispielsweise einen Workshop zu der deCOALonize-Kampagne und Steinkohle, zu Windenergie, zu unseren Zivilem Ungehorsam, zu nachhaltigem Aktivismus, zu Anti fossil Gas-Kampagnen in Schweden aber auch ganz praktische Dinge wie Erste Hilfe in Aktionen oder Socken aus alten Schwämmen machen. Außerdem stellten einige Teilnehmer*innen selbstentwickelte Bildungsmaterialien vor und führten sie gleich durch: Es gab ein Kartenspiel, das die Zusammenhänge des Klimawandels verdeutlicht oder auch ein Spiel zum Thema Gemeingüter.

    Von Sansø aus segelten wir weiter nach Ebeltoft. Dort besuchten wir das GROBUND Projekt. Es ist eines der größten Wohnprojekte Dänemarks, wo 150 Menschen eine alte Stahlfabrik und das darumliegende Gelände gekauft haben, um eigene ökologische Formen des Wohnens und Arbeitens auszuprobieren. Beispielsweise eignet sich die Riesenhalle sehr gut zum Bau von TinyHäusern. Nach einer Führung durch das Gelände bekamen wir die Möglichkeit die Räumlichkeiten ebenfalls zu nutzen und 5 große Banner für unsere anstehenden Aktionen in Århus, Kopenhagen und Malmö zu malen. Ein weiteres Highlight des Tages bildete das gemeinsame Abendessen an Bord der LOVIS. Bei dem die kompletten Crews beider Schiffe ein gemeinsames Buffet im Salon der LOVIS aßen. Von Ebeltoft aus erreichten wir am nächsten Abend Århus. In der Stadt fand parallel ein großes Kulturfestival statt. Deswegen konnten wir mit unseren öffentlichkeitswirksameren Aktionen viele Menschen erreichen. Morgens machten wir mit vielen Menschen sog. „Die-Ins“, um auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen. Zusätzlich verteilten wir Flyer, um über uns, aber auch den weltweiten Global Climate Strike am 20. September zu informieren. Am Nachmittag fand im Hafenbecken eine weitere Aktion statt: Als sog. „dancing ships“ fuhren LOVIS und HAWILA „graziös;) im Hafenbecken entlang. Da uns vom Hafenmeister verboten wurde Banner dabei zu nutzen, platzierten wir uns kurzerhand mit unseren Bannern rund um das Hafenbecken herum. Zusätzlich hatten wir einen Infotisch und unsere Ausstellung aufgebaut. Highlight des Abends war die Vertikale Tücher- Artistik – Show von Ev und Alex. Und natürlich der im Anschluss stattgefundene „True Cost of Coal“ Vortrag mit dem großen Banner des Beehive-Collectives über den Steinkohleabbau in den Appalachen.

    Am nächsten Morgen gab es einen teilweisen Wechsel der Schiffcrews: Einige Teilnehmer*innen verließen leider die Schiffe, andere tauschten die Schiffe für die zweite Woche. Neue Teilnehmer*innen kamen dazu, so dass wir wieder mit ca. 60 Menschen unterwegs waren. Diesmal nach Kopenhagen und Malmö.

    Von Århus segelten wir zunächst nach Helsingør. Allerdings ankerten wir dazwischen eine Nacht in einer ruhigen Bucht. Das Besondere an diesem Ankern war, dass wir gemeinsam mit der HAWILA an dem LOVIS-Anker festgemacht waren und sich alle Menschen gegenseitig auf beiden Schiffen besuchen konnten. Die gemeinsame Ankerwache war auch so geplant, dass je eine Person von LOVIS und eine Person von HAWILA sich eine Wache teilten. Dadurch kam ein noch intensiverer Austausch zustande. Nach unserer Ankernacht und einer weiteren Tag- und Nachtfahrt erreichten wir schließlich Helsingør. Selbstverständlich gab es auch in dieser zweiten Woche jede Menge selbstorganisierte Workshops. Nach Helsingør erreichten wir am nächsten Nachmittag endlich Kopenhagen. Dort lagen wir an der Pier bei „Magneten“ – einem Seminar- und Workshop-Ort, den wir extra für unseren Aufenthalt in Kopenhagen organisiert hatten. Den nächsten Tag gab es dann Essen für 150 Menschen sowie unterschiedlichste Workshops, unsere Ausstellung und Auswertungstreffen mit allen Teilnehmer*innen. Zusätzlich kamen noch Interessierte aus der Klimabewegung in Kopenhagen dazu. Highlight des Tages war sicherlich die gemeinsame Fahrt der Schiffe mit Flaggen, Bannern und Trommler‘innen, die in Kopenhagens City ging. Gemeinsam mit einer kleinen Fahrraddemo an Land ließen wir alle Menschen dort wissen, dass wir für sofortige Klima Gerechtigkeit brauchen und dafür kämpfen werden. Abends gab es eine Klimaartist*innen-Show im Rigg der HAWILA, Livemusik und Bilder vom Törn.

    Den nächsten Tag verließen wir müde aber sehr erfüllt Kopenhagen und fuhren zu unserem Zielhafen Malmö. In Malmö hatte im vergangenen Jahr eine internationale Degrowth Konferenz stattgefunden. Abends bekamen wir noch einen Vortrag zu Degrowth von einer Wissenschaftlerin der Universität Lund.

    Am nächsten Tag machten wir noch kleine Aktionen, um auf den Global Climate Strike aufmerksam zu machen, putzen das Schiff und verabschiedeten uns voneinander und sehen uns hoffentlich bei vielen Aktionen der By2020weriseup-Kampagne und unserem Nachtreffen im Dezember in Hamburg wieder.

    Dickes Danke nochmal an alle Menschen, die uns unterstützt haben diese zwei Wochen für Klimagerechtigkeit zu segeln! Besonders möchten wir uns auch für die Essensspenden von Hof Brummelkamp, dem SOS Hof Bockum, dem Ringstetten Hof sowie bei den Firmen Landwege, Voelkel, Naturata, Café Libertad, Lebensbaum, Tofurei Nagel, Topas, Barnhouse, Bauckhof und der Teutoburger Ölmühle bedanken!
    Ohne Eure Spenden wär’s nicht so lecker gewesen ;)