Ein antimilitaristischer Aktionssegeltörn von Kiel nach Rostock.

     

    Logbuch: Tag 1 auf der Lovis

    11.09.2021

    Liebes Logbuch,
    heute haben wir zum ersten Mal die Lovis gesehen. Das Schiff liegt ganz am Ende des Hafens in Kiel. Vom Bahnhof läuft man nur 10 Minuten. Das Leben auf dem Schiff scheint im Widerspruch zu stehen zu den Lichtern der Stadt und den Vorbeischlendernden. Ob wir uns an das Leben auf dem Schiff gewöhnen, Zähneputzen an Deck und an das Anlegen im Hafen, wird die nächste Woche zeigen.

    Die Gruppe trifft sich zum ersten Mal in der alten Meierei in Kiel. Es findet ein kurzes Kennenlernen statt mit den Menschen, mit den wir in der nächsten Woche Schiff oder sogar Kajüte teilen. Dann stehen wir schon vor der ersten Herausforderung: Bezugsgruppenfindung. Anders als bei anderen Aktionen werden wir in dieser Gruppe viele Aufgaben im Alltag bewältigen. Was das wirklich bedeutet, weiß zu diesem Zeitpunkt noch keine*r.
    Mitten im Plenum stolpern 4 Menschen hinein, welche den ganzen Vormittag damit verbracht haben dafür zu sorgen, dass wir nicht nur Knäckebrot essen müssen, sondern kulinarisch verwöhnt werden. Direkt am Abend gibt es die erste frisch gekochte Mahlzeit auf dem Schiff.

    Bevor das Seeabenteuer losgeht, wird uns das Schiff noch von ‚Turning The Tide‘ feierlich übergeben, welche die letzten beiden Wochen an Bord verbracht haben. In den Redebeiträgen wird die Verknüpfung von Klima – Gerechtigkeit und Frieden sehr deutlich. Das Segelschiff als Ort und Fortbewegungsmittel zeigt sich erneut perfekt für unser Vorhaben.

    Voller Vorfreude
    Caro

     

    Logbuch: Tag 2 auf der Lovis

    12.09.2021

    Kiel → Heiligenhafen

    Liebes Logbuch,
    der heutige Tag neigt sich nun dem Ende zu. Erster Halt und damit Übernachtungsort ist Heiligenhafen. Wir blicken zurück auf einen intensiven Tag mit den für viele von uns ersten Segelerfahrungen. Viele neue Fachbegriffe sowie der Aufbau des Schiffes wollen gelernt werden.

    Nach einem leckeren Frühstück setzte sich das Schiff in Bewegung. Auf dem Weg aus der Förde vorbei an Standorten deutscher Rüstungsindustrie und Marinehäfen zeigten wir durch Banner unseren ersten Protest. Auf der Ostsee angelangt wurden wir dann von der Crew der Lovis in das Hissen der Segel eingewiesen. Eingeteilt wurden wir dafür in drei Gruppen zuständig für die verschiedenen Segel: Das Vorsegel, das Großsegel, und den Besan. Das Segeln nahm einen großen Teil unseres Tages und sehr viel Kraft in Anspruch, dabei hatten wir aber auch viel Spaß und haben eine Menge gelernt.

    Nachmittags, als die Zeit es zuließ, kamen wir das erste Mal inhaltlich auf das Thema unseres Segeltörns zu sprechen: Antimilitarismus. Dazu haben wir uns zunächst in kleinen Gruppen, dann im Plenum, über unseren Gedanken zu Krieg und Frieden, Konflikt und Gewalt und Siegen und Verlieren ausgetauscht. Die Diskussionen empfanden wir als sehr bereichernd. Wir sind gespannt, was uns in den nächsten Tagen noch erwartet und nehmen von heute viele schöne Erfahrungen mit.

    Windige Grüße,
    Titus und Luca

     

    Logbuch: Tag 3 auf der Lovis

    13.09.2021

    Heiligenhafen → Rødby

    In Heiligenhafen haben nicht nur wir angelegt, sondern auch zwei Bundeswehrschiffe. Wir haben die Gelegenheit ergriffen und ihnen einen kurzen Besuch abgestattet.

    Bei grauem Himmel und kühlem, kräftigem Westwind stechen wir mit der Lovis gegen 9 Uhr von Heiligenhafen aus zum zweiten Mal in See. Bevor wir um Fehmarn herum Kurs auf Rødby (auf der dänischen Insel Lolland) nehmen können, müssen wir eine Weile gegen Wind und Welle kreuzen. Dabei wird einerseits das Wende-Manöver ausgiebig geübt, andererseits haben einige von uns heute mit der Kombination aus Schräglage, Seegang und ihrem dagegen protestierendem Gleichgewichtssinn zu kämpfen. Nach einiger Zeit haben wir das Kreuzen hinter uns, der Wind lässt (wie angekündigt) etwas nach und die mittägliche Stärkung mit belegten Broten an Deck hilft, die aufgewühlten Mägen wieder etwas zu beruhigen. Das macht es möglich, am frühen Nachmittag in großer Runde an Deck über zivilen Ungehorsam nachzudenken und zu diskutieren. Außerdem haben wir Kraniche für unsere Abschlussaktion am 17.9. in Rostock gebastelt. Im Laufe der Zeit machen viele ein kleines Schläfchen irgendwo an oder unter Deck und auch der Wind scheint müde zu sein und schläft schließlich so weit ein, dass wir die Segel bergen und die restliche Strecke unter Motor zurücklegen. Gegen 19:30 Uhr sind wir nach einem trockenen, aber eher kühlen und seglerisch durchwachsenen Tag in Rødby. Nach dem leckeren Abendessen finden wir uns zunächst in den Bezugsgruppen zusammen, bevor sich der kleinere Specher*innenrat austauscht. Danach stellen  JunepA-Menschen anhand von Fotos und kleinen Videos einige der bisherigen Aktionen vor, aber weil es schon ganz schön spät ist, wird die Runde der Zuhörer*innen immer kleiner.

    Bendix

     

    Logbuch: Tag 4 auf der Lovis

    14.09.2021

    Rødby → Burgstaaken

    Der Start in Rødbyhavn wird für einige dadurch versüßt, dass das Duschen an Bord heute Morgen möglich ist, da wir neben dem Diesel- auch den Wassertank auffüllen können. So erneuert kann es also los gehen: Der Wind steht allerdings mit Richtung aus Süd-West so ungünstig für unseren eigentlichen Plan, dass die Crew vorschlägt, zurück nach Fehmarn zu segeln, diesmal allerdings zur Ostküste. Mit schwachem Wind verläuft die Reise eher gemächlich, sodass wir weniger mit Seekrankheit zu kämpfen haben. Auch wenn das Hissen der Segel und die Manöver immer sicherer sitzen, nimmt die Segel-Action so viel Zeit in Anspruch, dass wir erst gegen Mittag mit unserem Plenum in den Tag starten können. Als die Punkte zum Zusammenleben an Bord und die Tagesstruktur geklärt sind, können wir mit verschiedenen Workshops und Gesprächsrunden loslegen: Wahrend in einer Gruppe über die Wechselwirkung von Militarismus und Ökologie (und bei weiteren Abschweifungen auch Patriarchat und Kapitalismus) diskutiert wird, beschäftigen sich andere bei einem Workshop mit Intersektionalität im Kontext von Militarismus. Bei beiden Gesprächen war es spannend, die Überlagerung verschiedener Unrechts- und Diskriminierungsformen und deren Reproduktion zu erkennen und die Verflechtungen aufzudecken.

    Nach einem reichhaltigen und stärkenden Mittagessen an Deck müssen die Segel noch einmal umgesetzt werden, nachdem wir streckenweise unter Motor fahren mussten. Wieder unter Segeln startet die zweite Input-Session, diesmal zu aktuellen Konflikten. Dabei beschäftigen uns Fragen dazu, wo eigentlich aktuelle Kriegsgebiete liegen oder bewaffnete Konflikte ausgetragen werden, aber auch wie Gewaltspiralen entstehen und wie antimilitaristische Antworten darauf aussehen könnten. Der große Gesprächs- und Diskussionsbedarf wird leider durch die bevorstehende Hafeneinfahrt unterbrochen – Fehmarn ist wieder in Sicht, diesmal sehen wir die Brücke allerdings von der anderen Seite. Das Bergen der Segel klappt nun schon wesentlich eigenständiger – von der Crew wird oft nur noch gecheckt, ob wir Schritte vergessen. Nach dem Abendessen trifft sich dann im Hafen Burgstaaken ein weiteres Mal – mittlerweile zur Abendroutine geworden – der Sprecher*innenrat, bevor zu später Stunde noch gemeinsam gesungen wird. Bei antimilitaristischen und anderen thematisch passenden Liedern lassen wir gemeinsam den Abend ausklingen.

    Lena

     

    Logbuch: Tag 5 auf der Lovis

    15.09.2021

    Burgstaaken

    Liebes Logbuch,
    nach einem entspannten und kraftgebendem Vormittag im Hafen mit ausgiebigen Spaziergängen an Land freuten wir uns alle auf den heutigen Tag, den wir nun vollkommen auf dem Meer verbringen wollten. Der Plan war es, heute Abend Richtung Warnemünde zu segeln und abends dann irgendwann zu „ankern“, das heißt, die Nacht nicht in einem Hafen, sondern auf dem offenen Meer zu verbringen.

    Tja, das war der Plan. Leider wurde kurz vor der Abfahrt ein technisches Problem festgestellt, dessen Reparatur bis 17:00 Uhr dauerte.

    Obwohl wir die Zeit an Land gut mit Aktionsvorbereitungen nutzen konnten, waren wir abends alle ein bisschen deprimiert. Viele hatten das Bedürfnis, endlich den Hafen Burgstaaken zu verlassen und wieder aufs Meer hinaus zu segeln. Andererseits hätte ein Aufbrechen auch bedeutet, abwechselnd Nachtwache machen zu müssen, und vom Ankerplatz wäre es nicht entscheidend näher nach Warnemünde gewesen als vom Hafen aus. Mit der Entscheidung, ob es sich lohne, noch heute aufzubrechen, taten wir uns sehr schwer. Nach einem sehr langen und kräftezehrenden Plenum, in dem wir über Stunden versuchten, einen Konsens zu finden, entschieden wir uns, den Abend heute im Hafen zu verbringen und morgen mit neuer Kraft weiterzusegeln.

    Obwohl dieser regnerische Hafentag uns allen ein bisschen aufs Gemüt schlug, hatten wir später noch einen sehr schönen Abend mit gutem Essen, ausführlichen Gesprächen und wunderschönem, gemeinsamen Musizieren.

    Maya

     

     

    Logbuch: Tag 6 auf der Lovis

    16.09.2021

    Burgstaaken → Warnemünde

    Heute konnten wir endlich, endlich weiterfahren! Wir sind heute Morgen in Burgstaaken abgelegt und haben uns damit von Fehmarn verabschiedet. Auf offener See erwartete uns eine ganze Menge Wind und Wellen, was einherging mit viel Segel-Action. Unter anderem mussten wir zum ersten Mal die beiden Gaffelsegel reffen, also die Segelfläche verkleinern, damit der Wind uns nicht zu viel Kontrolle über das Schiff nimmt. Die Wellen waren so hoch, dass einige von uns teils mehrfach eine ordentliche Salzwasserdusche abbekamen, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat. Nebenher haben während der Fahrt einige Menschen die Gelegenheit genutzt, um sich mal ans Steuer der Lovis zu begeben und ein erstes Gefühl fürs Ruder und die Navigation zu bekommen.

    Auch neben dem Segeln hatten wir über den Tag hinweg genug zu tun, denn heute war unser Aktionsvorbereitungstag.
    Gestartet sind wir mit der Flaschenpost, die wir zu Beginn des Törns gemeinsam mit unseren Vorsegler*innen von Turning the Tide mit Wünschen bestückt haben – denn Antimilitarismus und Klimagerechtigkeit gehen Hand in Hand! Nun treibt sie in der Ostsee und wir sind gespannt, ob und von wem sie eines Tages gefunden wird. Wir haben außerdem unterwegs viel pleniert und in den Aktionsgruppen die einzelnen Aktionen vorbereitet. Was genau, erfahrt ihr dann morgen…

    Seit ungefähr 16:00 Uhr liegen wir nun am Pier von Warnemünde und haben die Aktionsvorbereitung dann in den praktischeren Teil überführt, vor allem in die Bannervorbereitung. Schon die letzten Tage haben mehrere Menschen viel Zeit in das Nähen eines sehr großen Banners gesteckt, das nun auf dem Pier bemalt und dabei schon sehr neugierig von Passant*innen begutachtet wurde. Und wir hatten große Pläne damit…
    … die sich allerdings mittlerweile leider zerschlagen haben. Während des Abendessens hat es nämlich angefangen zu regnen. Und leider hatten wir wegen der Größe und der Unvollendedheit des Banners (noch nicht getrocknete Acrylfarbe) keine Möglichkeit, es an Deck der Lovis und damit ins Trockene unter die eilends aufgespannte Persenning zu retten. Im anschließenden Plenum herrschte entsprechend einiges an Frust und wir haben viele Ideen gewälzt, wie wir die Aktion umplanen können.

    Nun ist es mittlerweile nach Mitternacht. Nachdem das Banner mehrere Stunden im Regen gelegen hatte und dabei komplett durchnässt wurde, kam noch eine andere Idee auf, wie es vielleicht sinnvoller gelagert werden könnte. Diese beinhaltete das Hochziehen an einem Segelfall bis in luftige Höhe. Dabei gingen nacheinander so viele Sachen schief (starkes Flattern im Wind, das die noch immer nasse Farbe weiter verteilte, mehrere halbe Bäder im Hafenbecken, eine zerrissene Hauptnaht, …), dass aktuell wenig mehr als ein sehr nasses, mit sehr viel schwarzer Farbe verwaschenes Stück Stoff übrig ist…
    Aber mittlerweile nehmen wir alles mit Humor, schmieden zum X-ten Mal neue Pläne für morgen und freuen uns trotz allem auf den Tag!

    Jojo

     

     

    PM: Friedensaktivist*innen schließen Warnemünder Kaserne – Segeltörn endet in Rostock

    Pressemitteilung
    Rostock, 17.09.2021

    Heute Morgen fanden in Warnemünde mehrere antimilitaristische Aktionen statt. So wurde das Haupttor der Marine-Kaserne „Hohe Düne“ mit Wollfäden und hunderten Papierkranichen zugewebt. Zusätzlich dazu gab es Aktionen mit Bannern und Straßenmalkreide in der Innenstadt, die auf die Nähe zu Kriegsübungen aufmerksam machen sollten. Die Aktionen sind Teil eines antimilitaristischen Segeltörns, bei dem eine Gruppe von jungen Menschen auf dem Traditionssegelschiff „Lovis“ von Kiel nach Rostock gesegelt ist. Der Segeltörn wurde vom Jungen Netzwerk für politische Aktionen (JunepA) organisiert.

    Die Aktivist*innen wollen mit ihren kreativen Aktionen ein deutliches Zeichen gegen Militarismus setzen. Die Kaserne Hohe Düne steht für sie symbolisch für die starke Präsenz der Bundeswehr an der Ostseeküste. Lena Stolle, eine Teilnehmerin des Segeltörns, sagt: „Wir haben heute die Kaserne selbst geschlossen. Den Kriegsübungen dort haben wir unsere Lebendigkeit entgegengesetzt.“. Durch die Schließung des Haupttors kam es zu erheblichen Verzögerungen im Betriebsablauf des Militärstützpunktes. Mit den Aktionen in der Innenstadt sollen die Tourist*innen darauf aufmerksam gemacht werden, dass in ihrem Urlaubsgebiet das Töten geübt wird. „Überall an der Ostseeküste gibt es militärische Sperrgebiete, denen wir in den letzten Tagen mit unserem Segelschiff ausweichen mussten. Wir wollen keine Kriegsschiffe, sondern ein Meer der Solidarität und Vielfalt!“, sagt Clara Tempel, Pressesprecherin von JunepA. Die Aktionen wurden nach mehreren Stunden erfolgreich beendet.

    Die Segler*innen legen gegen 15 Uhr an der Haedge-Halbinsel im Stadthafen Rostock an. Dort werden sie von Unterstützer*innen in Empfang genommen. Es folgt eine gemeinsame Kundgebung um 16 Uhr auf dem Neuen Markt in Rostock. Es soll ein Friedensübungszentrum eröffnet werden: „In Deutschland wird so viel Krieg geübt. Stattdessen sollten wir lieber Frieden üben.“, betont Clara Tempel. Gemeinsam mit Gästinnen und Passant*innen wollen die Aktivist*innen von JunepA ein „DenkMal an den Frieden“ aufbauen. Außerdem gibt es ein inhaltliches, kulinarisches und musikalisches Rahmenprogramm.

    Die Aktivist*innen sind in den letzten Tagen von Kiel nach Rostock gesegelt. Unterwegs haben sie sich in vielfältigen Workshops mit dem Thema Antimilitarismus auseinandergesetzt und sich in kleineren Aktionen gegen die militarisierte Ostsee eingesetzt. Eine besondere Aktualität hat der Segeltörn durch den Start des NATO-Manövers „Northern Coasts“ auf der Ostsee erhalten. Die Aktionen am heutigen Tag in Warnemünde und Rostock bilden den Höhepunkt und Abschluss des Segeltörns. JunepA ist eine offene Gruppe von jungen Menschen, die seit 2013 Aktionen Zivilen Ungehorsams zu unterschiedlichen Themen organisieren. Im Jahr 2017 haben sie für ihr antimilitaristisches Engagement den Aachener Friedenspreis erhalten.

    Fotos zur freien Verwendung unter Angabe der Quelle „Junepa“ finden Sie hier: https://www.flickr.com/photos/junepa/albums/72157719807468256Aktuelle Infos zu den heutigen Aktionen gibt es auf Twitter: https://twitter.com/Junep_A Telefonnummer: 0157/75119947 Mailadresse: presse-junepa@riseup.net

     

    Logbuch: Tag 8 auf der Lovis

    18.09.2021

    Rostock

    Liebes Lovis Logbuch,
    es ist Samstag der 18. September, wir liegen im Rostocker Hafen und unser letzter Morgen auf der Lovis bricht an. Auch die vergangene Nacht war kurz und so sitzen wir ein letztes Mal mit müden Augen gemeinsam beim Frühstück. Auf die große Aktion folgt heute das große Putzen, wir werden heute von Bord gehen und müssen vorher das Schiff so in Ordnung bringen, dass es bereit ist, für das nächste Abenteuer.

    Mit Heißgetränken und Milchreis ausgestattet starten wir jetzt aber erst noch in das letzte große gemeinsame Plenum, hurra. Jetzt, wo die Eindrücke der vergangenen Woche noch ganz frisch sind, tauschen wir uns darüber aus, wie es uns geht, was uns mitgenommen hat, welche Fragen, Wünsche, Kritik, Ideen uns durch den Kopf gehen. Auch, wenn ein Großteil der Reflexion erst mit etwas Abstand und Zeit möglich ist, ist es total wichtig, die frischen Eindrücke zu teilen und festzuhalten, damit nichts verloren geht.

    Ich schaue mich ein bisschen in der Runde um und kann mir gar nicht vorstellen, wie es sein wird, nicht mehr voneinander umgeben zu sein. Nicht gemeinsam zu essen, zu diskutieren und nachdenklich über die Ostsee zu blicken.

    Die Crew ist auch bei unserer Reflexionsrunde dabei, hatte eine gute Zeit und bemerkt mit einem Schmunzeln , dass wir wirklich sehr viel Plenum gemacht haben. Und, dass wir eine sehr friedliche Gruppe seien, wenn das mal nicht zu Antimilitarismus passt.

    Beim Putzen vergeht die Zeit dann plötzlich ganz schnell, es wird gefegt, gespült, zusammengepackt…Menschen vom Klimacamp kommen und holen übergebliebenes Essen für ein anlaufendes Küfa-Projekt ab, wir essen Schokolade und Salzbrezeln. Jemensch entscheidet sich für Billie Eilish als Soundtrack.

    Und dann sind wir fertig, stehen oben an Deck und verabschieden liebevoll hastig die ersten Menschen die schon zum Bahnhof müssen. Einige von uns bleiben den Tag noch in Rostock und laufen auf der UnteilbarMV Demo mit, andere machen sich direkt auf den Weg.

    Ich laufe mit ein Paar Menschen Richtung Bahnhof und drehe mich am Anfang der Innenstadt noch einmal um. Frage mich, wann das Land aufhören wird sanft zu schaukeln und wann ich mich sicher genug fühle die improvisierten Befestigungsschnüre aus Paketband an meiner Brille zu entfernen, ob und wann wir uns alle wiedersehen und welche Aktionen wir als nächstes planen.

    Vielen Dank für diese besondere Zeit over and out und hoffentlich auf bald!

    Anna-Farah