Lange haben wir drauf gewartet und dann war es endlich soweit.

    Mit 14 Jugendlichen haben wir uns im Oktober trotz Kälte und Sturm in die Ostsee und auf das Segelschiff, die Lovis, gewagt. Die Sonnencreme haben wir direkt zu Hause gelassen und dafür die wärmsten Fleecepullis, Mützen, Handschuhe und Jacken eingepackt, die unsere Schränke hergaben. Und was die Zwiebel kann, hatten wir schon längst drauf. :-)

    von Nicole B.

    „Leinen los“ rief unsere Skipperin Anke, als wir gespannt an Deck des Zweimasters standen. Mit einem kurzen Blick zurück in den Hafen ließen wir unseren Alltag hinter uns und tauchten in eine für uns völlig neue Welt ein. In die Welt der Segler, der See, der Fischer und der Winde. In drei Gruppen haben wir uns auf das Vorsegel, Großsegel und das Besan verteilt. Unsere Crew verpasste uns den richtigen Schliff und sorgte dafür, dass Begriffe wie Schoten, Backstagen und Klaufall nicht länger als Fremdwörter in unseren Köpfen spuckten. Bei jedem Mal Segel setzen lernten wir mehr über die Winde, die machen was sie wollen, die Wellen, die Segel und wie sich die Lovis im Wasser windet. Und schon bald waren wir gewappnet für unser erstes großes Wendemanöver. „Klar zur Wende“ hörten wir Anke vom Steuerrad nach vorne rufen. Schnell nahmen wir unsere Positionen an den Segeln ein, holten mit vielen Händen die Schoten dicht. Nachdem das Schiff durch den Wind gegangen ist positionieren wir in Windeseile die Backstagen neu. Und sogleich schippern wir mit 5,6 Knoten auf unserem neuen Kurs.
    Auszug aus dem Logbuch: „Wir fuhren ein richtungswechselndes Manöver, bestaunten währenddessen die üppigen Wellen und erfreuten uns an der angenehmen viel zu kalten Kälte.“ (ja, es war gaaanz schön kalt, aber 5 Schichten Klamotten versprachen Wärme)
    Von Tag zu Tag läuft das Segel setzen, Segel einholen und manövrieren leichter und eleganter. Und nicht nur das Segeln, sondern auch das Kochen an Bord. Dafür waren wir als Gruppe selbst verantwortlich. Ja, und so manch einer wusste noch nicht, wie man das Gemüse (ver-)putzt. Der Nachhilfeunterricht in Kochen und Backen hat auf jeden Fall schnelle Erfolge gezeigt und die Kochgruppen haben tolle Menüs für hungrige Seemänner und Seefrauen gezaubert.
    Auszug auf dem Logbuch: „Und als wir dann im Hafen von Gager ankamen, stockte uns der Atem bei dem wunderschönen Sonnenuntergang, womit sich auch das letzte bißchen Wärme verflüchtigte. Anschließend stürzten sich die Jungs auf sämtliche Duschen (auf die Einzige)…und die Mädchen auf die Pizza. Verletzt wurde jedoch niemand!
    Naja, ganz so schlimm war es dann doch nicht. Wir aßen alle zusammen die leckere Pizza und verbrachten einen wunderschönen Abend. HAPPY END!“
    So können wir uns auch gestärkt an Land wagen. Wir laufen den Hafen von Sassnitz an, wandern durch den Nationalpark Jasmund, bestaunen die berühmten weißen Kreidefelsen und lassen uns im Nationalparkzentrum auf eine Zeitreise durch die Ostsee von der Urzeit bis heute mitnehmen. Im Hafen von Stralsund parken wir mit der Lovis direkt vor dem Ozeaneum und tauchen für einen kompletten Tag in die Welt der Ostsee und Meere(-stiere) ein.
    Herrn Vetterick und Herrn Buchholz von der Fischereiaufsicht haben wir direkt zu Tee und Keksen auf die Lovis eingeladen und sie mit unseren Fragen zur Nachhaltigen Fischerei gelöchert. Denn die Fischbestände liegen uns besonders am Herzen. Mit den richtigen Fischereimethoden gelingt es, die Fischbestände nicht komplett auszuschöpfen, sondern in einem Maß zu fischen, mit dem sich die Fischarten wieder erholen können.
    Spruch von Herrn Vetterick: „Sei nicht nur Fischer, sei auch Heger, zum Wohl der edlen Schuppenträger:“
    Wie echte Meeresbiologen reicht uns der Ausblick von oben natürlich nicht. Wir wollen’s wissen und in einen Blick in die Tiefe wagen. Ausgestattet mit professionellen Geräten messen wir die Temperatur der Ostsee, ihre Tiefe, ihren Sauerstoffgehalt, entnehmen Wasserproben und mit einem Sedimentbagger sogar ein Häufchen Meeresboden. All unsere Funde nehmen wir ins Lovis-Labor und unter Mikroskopen genaustens unter die Lupe. Hier gibt’s Chemie und Bio zum Anfassen…
    Abends wartet das volle Verwöhnprogramm auf uns. Seemanslieder zum Mitsingen, coole Gitarreneinlagen, Schweinebammel und Schach spielen bis zum Umfallen und den Geheimnissen der Mary Celeste auf die Spur kommen: Ein Schiff, dass verlassen, aber seetüchtig 1872 im Nordadlantik gefunden wurde…was da wohl passiert ist??? :-)
    Ein riesen Dankeschön an die Mitsegeler David, Berit, Felix, Cata, Marlene, Benni, Vincent, Linus, Simon, Mathias, Anna, Lena, Nikolai und Frieda. Ihr seid spitze, witzig, spontan und trotz einer Magenausleerung absolut seetauglich:-)
    Uuuuund natürlich ein fettes Danke an die beste Segelcrew und das Team Anke, Corinna, Inga, Nils, Konrad und Jan! Was haben wir gelacht…!!!
    Wer wissen will, was es sonst noch auf der Lovis zu entdecken gibt, kommt im nächsten Jahr einfach selbst mit. Das Jugend Campprogramm kommt im Dezember raus.
    Bis bald – eure Nicole

    Aus: http://www.wwf-jugend.de/community/blog.php?user=NicoleB
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